Die 8. zentraleuropäische Informatikolympiade (CEOI) 2001 fand vom 10. bis zum 17. August 2001 in Zalaegerszeg (Ungarn) statt. Dieses Jahr nahmen die 9 zentraleuropäischen Stammländer sowie 4 Länder als Gäste teil, die bis zu vierköpfige Teams (insgesamt 49 Teilnehmer) und eine bis zu zweiköpfige Teamleitung entsandten. Austragungsort für die Wettkämpfe selbst war das Gebäude der in Zalaegerszeg gelegenen Zrínyi Miklós Schule.
Das deutsche Team bestand dieses Jahr aus Benjamin Dittes, Alexander Hullmann, Daniel Jasper und Michael Siepmann. Teamleiter war Herr Dr. Wolfgang Pohl, der Geschäftsführer des Bundeswettbewerbs Informatik, stellvertretender Teamleiter war Tobias Thierer.
Am Anreisetag trafen wir uns alle (d.h. bis auf Benjamin) kurz nach 9 Uhr morgens am Fernbahnhof des Frankfurter Flughafen, nachdem wir früh aufgestanden waren und schon einige Stunden Fahrt hinter uns hatten. Benjamin dagegen flog direkt von Berlin aus mit der ungarischen Fluglinie Malev nach Budapest, wo wir ihn später antreffen sollten. Nachdem alle beisammen waren und erste Worte und Erwartungen ausgetauscht hatten, machten wir uns vom Fernbahnhof zum Check-In und anschließend zum richtigen Gate auf. Da der Transfer zum richtigen Terminal überraschend viel Zeit brauchte, wurde die Zeit hinterher sogar ein bisschen knapp, und wir waren beinahe die letzten Passagiere, die das Flugzeug betraten. Unser Flug trug die Nummer MA 521 und wurde wie auch der Rückflug und der Flug von Benjamin von der Fluglinie Malev durchgeführt. Die reguläre Abflugszeit war 10:30, die reguläre Ankunftszeit war 12:10, und wie so oft kamen wir trotz einem um fast 30 Minuten verspäteten Abflug und einer schier endlosen Fahrt über den Flughafen (wir fragten uns schon, ob wir wohl auf dem Boden nach Budapest transportiert werden sollten) mit nur 5 Minuten Verspätung in Budapest an, wo uns brütende Hitze (34°C) und direkt am Ausgang auch schon Benjamin erwartete.
Der Transfer vom Flughafen zum Bahnhof in Budapest per Minibus verlief völlig problemlos, und dabei trafen wir auch schon das erste andere CEOI-Team, nämlich die Italiener. Wie sich herausstellte, besaßen sie keine (notwendige) Reservierung für den Zug von Budapest nach Zalaegerszeg und beschlossen daher, erst mit dem nächsten Zug 3 Stunden später zu fahren. Wir dagegen setzten uns um 14:20 in einen sehr komfortablen Intercity (mit Klimaanlage, der später fahrende Zug hatte selbst in der 1. Klasse keine), und Daniel schoss die ersten Photos.
Pünktlich um 17:45 kamen wir am Bahnhof in Zalaegerszeg an, wo wir auch gleich Kata, unseren Guide kennenlernten. Vom Bahnhof aus wurden wir zusammen mit anderen soeben eingetroffenen Teams zu unserer Unterkunft (ein Studentenheim) gebracht. Dort mussten wir uns nochmal in eine große Liste eintragen (warum wollten sie eigentlich den Geburtsnamen unserer Mütter wissen?) und wurden dann für die Zimmer eingeteilt. Etwas erschreckt nahmen wir zur Kenntnis, dass das Frühstück in den kommenden Tagen stets um 7:30 und teilweise sogar um 7:00 stattfinden sollte. Um 22:00 sollte jeweils "The end of the day" sein. Da wir sehr hungrig waren, freuten wir uns sehr auf das Essen um 19 Uhr, wo wir auch erstmals im größeren Maßstab die anderen Teams begrüßen konnten. Beim Abendessen und Frühstück stand jeweils auf jedem Tisch die Flagge eines Landes, doch hielt sich an diese Sitzordnung fast niemand (wir hatten viel Kontakt mit den Slovenen, den Österreichern und mit einer Finnin). Für die Teamleiter stand nach dem Abendessen noch ein GA (general assembly) meeting auf dem Programm, auf dem unter anderem die genauen Wettkampfregeln vorgestellt und noch kleine Verbesserungsvorschläge entgegengenommen wurden.
Pünktlich um 7:30 waren wir beim Frückstück, das sehr gut war. Von 9-11 Uhr konnten die Teilnehmer sich in den Computerräumen ein bisschen mit den Computern und den zur Verfügung stehenden Compilern / Entwicklungsumgebunden (RHIDE, Borland Pascal und C++, gcc und FreePascal) vertraut machen. Borland Pascal und Borland C++ stand hierbei lediglich für die Entwicklung zur Verfügung, da die Programme für die Auswertung stets mit gcc bzw. FreePascal compiliert werden. Hier reichte den meisten aber eine kurze Inspektion aus, da ja sowieso alle schon die Compiler und IDEs kannten und höchstens ein paar persönliche Einstellungen vornahmen.
Um 11 Uhr folgte in der Turnhalle der Schule der wichtigste offizielle Programmpunkt dieses Tages, die Eröffnungszeremonie. Neben einigen insgesamt erfreulich kurzen Reden wurde ein ziemlich abwechslungsreiches Programm geboten, z.B. ein ziemlich guter Chor. Ein Gitarrenspieler ging aber etwas arg eilig vor und war nach weniger als einer Minute (als alle meinten, er sei noch beim Vorgeplänkel) schon wieder fertig. Hinterher wurden wir von unserem Guide noch um ein paar kleine schriftliche Kommentare zur Eröffnungszeremonie gebeten, die dann am nächsten Tag im täglich herausgegebenen CEOI Newsletter erschienen. Bezeichnend war hierbei, dass Daniel vom Chor offensichtlich nur die Mädchen bemerkt hatte, denn er schrieb, er hätte die "singing girls" ganz toll gefunden.
Alexander, Herr Pohl und unser Guide Kata bei der Eröffnungszeremonie. | Fröhlicher Aufbruch zum Kennenlernen der Stadt (dies war der einzige Tag mit etwas Regen). |
Bei der Stadtbesichtigung in Zalaegerszeg. |
Es folgte das Mittagessen in Form eines luxuriösen Buffets in der Turnhalle. Nachmittags sollten wir die Sehenswürdigkeiten von Zalaegerszeg kennenlernen. Nach einer Busfahrt kreuz und quer durchs relativ kleine Zalaegerszeg schauten wir uns dazu noch das Göcseji-Museum mit einigen Zeugnissen der Geschichte der Region um Zalaegerszeg an. Leider waren die meisten der Beschriftungen ungarisch, aber dafür hinterließen wir philosophische Überlegungen im Gästebuch des Museums. Bei diesem Ausflug lernten wir auch endgültig alle Teams kennen, und die ersten Grüppchen bildeten sich. Nach dem Abendessen um 19 Uhr konnten die Teilnehmer ihre Freizeit dann individuell gestalten, bis um 22 Uhr "the end of the day" über sie hereinbrach. Die meisten gingen aber sowieso früh ins Bett, da am nächsten Tag der erste Wettkampftag anstand.
Die Teamleader dagegen wurden nach dem Abendessen von den Teilnehmern abgetrennt und durften bis um 13 Uhr am nächsten Tag keinerlei Kontakt zu ihnen haben, denn ihnen wurden nach dem Abendessen die Aufgaben vorgestellt. Das Scientific Committee hatte einen Satz von drei Aufgaben ausgearbeitet, die von den Teilnehmern am folgenden Tag innerhalb von 5 Stunden (8-13 Uhr) gelöst werden sollten. Bei Chain sollte die Struktur eines linearen Moleküls bestimmt werden, indem die absoluten Abstände von Atompaaren gemessen wurden und jedes Atom höchstens dreimal für eine Messung verwendet wurde. Circuit war ein relativ einfacher Spezialfall des Problems des minimalen Spannbaums, und bei Trip sollte ein Zyklus in einem Graphen gefunden werden, der zwei spezielle Knoten enthielt und möglichst wenige Kanten doppelt durchlief. Insgesamt stießen die Aufgaben auf relativ große Zustimmung und wurden sofort akzeptiert. Auch an der Formulierung der Aufgaben gab es wenig Kritik, so dass wir bald zur Übersetzung ins Deutsche (für die deutschen und österreichischen Teilnehmer) übergehen konnten. Eljakim Schrijvers, der Team Leader des holländischen Teams, war mit der Übersetzung am schnellsten und gewann dadurch einen insgeheim von den Veranstaltern ausgeschriebenen und mit einer Flasche Sekt dotierten Wettbewerb. Herr Pohl und ich waren mit den Übersetzungen gegen 2 Uhr morgens als eins der letzten Teams fertig.
Während die Teamleader übersetzten, machten die Teilnehmer einige schöne Gruppenspiele in der Turnhalle. Extrapunkte gab es z.B. für die Teams, die typische Lieder o.ä. ihres Heimatlandes vorstellten - das deutsche Team versuchte sich z.B. mit dem Schlager "Über den Wolken". Weitere Punkte konnten die Teams bei einem Quiz, einem Einkaufswagenrennen und noch allerlei anderen Spielen bekommen.
An diesem Tag gab es schon um 7 Uhr Frühstück, wobei die Teamleitungen ihr Essen nicht wie üblich in der Unterkunft bekamen, um keinen Kontakt zu den Teilnehmern zu haben. Mit nur 5 Minuten Verspätung begann um 8:05 Uhr für die Teilnehmer der erste Wettkampf. In der ersten Stunde eines Wettkampfes haben die Teilnehmer jeweils die Möglichkeit, Fragen zur Aufgabenformulierung (keine Lösungsfragen; mögliche Antworten sind nur "Ja", "Nein" und "kein Kommentar") zu stellen. Zum ersten Mal in der Geschichte der CEOI und IOI stellte an diesem Tag aber kein einziger Teilnehmer eine Frage. Um 9 Uhr wurden den Teamleitungen kurz die Lösungsideen vorgestellt, die sich die Ausrichter der CEOI überlegt hatten. Um 12:30 folgte das Essen für die Teamleitung und um 13:30 das Essen für die Teilnehmer.
Die deutschen Teilnehmer zeigten sich alle recht zufrieden und hatten ein gutes Gefühl, was ihre voraussichtliche Punktzahl für diesen Tag betraf. Nur Daniel meinte, es sei "sehr mies gelaufen". Dass er damit völlig recht hatte, zeigte sich eine Stunde später, als die Ergebnisse der automatischen Auswertung bekanntgegeben wurden: Daniel hatte nur 295 von 300 Punkten (ein Testfall falsch) erzielt. Wie sich später herausstellte, war dies das zweitbeste Ergebnis am ersten Tag - nur der spätere Sieger (Pawel Parys aus Polen) konnte am ersten Tag die volle Punktzahl erreichen. Die anderen deutschen Teilnehmer konnten etwas schlechtere, aber immer noch gute Punktzahlen vorweisen: Benjamin kam auf 100, Alexander auf 191 und Michael auf 245 Punkte. Bei Benjamin war sogar zunächst bei jeder Aufgabe ein "compile error" und somit 0 Punkte eingetragen. Dies ließ sich aber auf einen Unterschied zwischen den Windows-Entwicklungsumgebungen und der Linux-Auswertungsumgebung (für die Funktion exit() muss beim Linux-gcc stdlib.h eingebunden sein) zurückführen. Nach einem Protest unsererseits wurden seine Programme mit eingebundener stdlib nochmals ausgewertet, und er erhielt 100 Punkte.
In diesem Freilichtmuseum wurde uns am Abend des 1. Wettkampftages ein tolles kulturelles Programm geboten |
Nach dem Abendessen um 19 Uhr erwartete uns ein kulturelles Programm, das in einem Freilichtmuseum in der Nähe stattfinden sollte. Zunächst waren wir nicht so arg begeistert, weil wir dort schon am Tag zuvor im Rahmen unserer Stadtbesichtigung gewesen waren. Doch wie sich herausstellte, war der Abend einer der schönsten überhaupt bei der CEOI. Zunächst wurden uns alte ungarische Musikinstrumente und ungarische Volkstänze vorgestellt, und hinterher konnten wir einfache Versionen der Tänze unter Anleitung und allgemeiner Freude selbst ausprobieren. Es herrschte auf jeden Fall eine tolle Stimmung, und wir alle genossen diesen Abend sehr. Nach den Erfahrungen von der IOI kamen an diesem Abend auch die ersten Gerüchte und Spekulationen um ein romantisches Knistern zwischen Daniel und Elina auf. Elina begleitete das finnische Team als Gast und war bei der IOI 2001 in Finnland der Guide des ungarischen Teams gewesen.
An diesem Tag stand ein ganztägiger Ausflug zum Plattensee auf dem Programm. Die Teamleiter spalteten sich dabei nachmittags von den Teilnehmern ab und besichtigten noch einen Weinkeller (ja, eine Weinprobe war auch dabei :-)). Die Abfahrt zum Plattensee war um 8:30, und gut eine Stunde später waren wir auch schon da. An diesem Tag konnten wir endlich mal so richtig ausspannen, in der Sonne liegen und uns noch persönlicher kennenlernen. Außerdem schwommen wir natürlich ausgiebig und spielten diverse Spiele im Wasser, die Kim begeistert koordinierte ("Let's make two teams that try to keep the ball among each other, while the other team tries to get the ball. Anything is allowed"). Ferner erhöhte er in seinem eigenen Team die Zusammenarbeit (wer konnte sich denn schon merken, wer in welchem Team war?) und damit die Siegchancen durch praktische Tipps deutlich: "We need a secret yell. Whenever you are free, just yell any power of two!". Daniel blieb beim Schwimmen an einer rostigen Kette hängen und zog sich stark blutende Schnittwunden am Fuß zu. Da er seine Kamera im Hotel gelassen hatte, waren die späteren Photos seines Fußes auch leider die einzigen bildlichen Erinnerungsstücke, die wir vom Plattensee mitgenommen haben. Einige schöne Kartenspiele, die ich meistens verlor, rundeten den Tag ab. Besonders großzügig war auch, dass jeder Teilnehmer 15 Gutscheine im Wert von je 100 Forint (etwa 1 Mark) bekam, von denen er sich am Plattensee z.B. ein Eis und etwas zum Mittagessen kaufen konnte.
Nach der Rückkehr nach Zalaegerszeg und dem Abendessen stand für die Teamleiter die Übersetzung der Aufgaben für den zweiten Wettkampftag an. Nach den insgesamt relativ einfachen Aufgaben am 1. Wettkampftag entschloss sich das Scientific Committee, am 2. Wettkampftag etwas schwerere Aufgaben zu stellen. Diesmal stießen die Aufgaben bei weitem nicht auf so große Zustimmung wie beim ersten Mal. Die erste Version der Aufgabe Pattern, bei der spezielle Patterns (Zeichenfolgen mit Jokerzeichen "*") generiert werden sollten, die bestimmte Anforderungen erfüllten, stieß auf relativ breite Ablehnung. Die Aufgabe an sich fanden die meisten zwar schön, aber die Formulierung schien unnötig kompliziert und irreführend zu sein. Die Organisatoren hatten aber eine zweite Version der Aufgabe zur Hand, die deutlich besser war und dann auch gleich akzeptiert wurde. Dennoch wurden zur genauen Formulierung der Aufgaben noch sehr viele Verbesserungsvorschläge und Änderungswünsche vorgebracht. Trotz der großen Aufregung um die Aufgaben ging aber letztendlich alles doch überraschend schnell, und wir waren sogar fast genau zur gleichen Zeit wie vor dem 1. Wettkampftag (nämlich gegen 2:30) wieder als eines der letzten Teams mit der Übersetzung fertig.
Der zweite Wettkampftag verlief prinzipiell ähnlich zum ersten, allerdings kam es dabei zu etwas mehr Komplikationen. Wie schon am ersten Wettkampftag gab es wieder einen sogenannten reactive task, also eine Aufgabe, bei der das Programm eines Teilnehmers zum Finden der Lösung möglichst wenige Anfragen an eine bestimmte Bibliothek stellen muss. Gegeben war eine ungerade Zahl N, die Anzahl von Schülern einer Schule. Die Schüler waren von 0 bis N-1 durchnummeriert, und jeder Schüler gehörte einer von zwei Gruppen an. Da N ungerade war, gab es auf jeden Fall eine Mehrheitsgruppe. Das Programm des Teilnehmers konnte nun für zwei Schülernummern fragen, ob die betreffenden Schüler in der gleichen Gruppe waren oder nicht. Schließlich sollte es nach möglichst wenigen Anfragen einen Schüler nennen, der sicher in der Mehrheitsgruppe war. Punkte gab es um so mehr, je weniger Anfragen benötigt wurden. Dabei wurden Punkte aber nur vergeben, wenn die zuvor getätigten Anfragen auch tatsächlich hinreichend waren, um beweisen zu können, dass der betreffende Schüler auch unabhängig von der evtl. noch nicht ganz aufgeklärten Zusammensetzung der beiden Gruppen auf jeden Fall in der größeren Gruppe war. Leider war aus Versehen zunächst eine fehlerhafte Version der Bibliothek auf die Computer der Teilnehmer kopiert worden. Daher musste zwischendurch zweimal der Wettkampf für zwei Minuten unterbrochen und neue Versionen übers Netzwerk eingespielt werden. Als Ausgleich für die Beeinträchtigung erhielten die Teilnehmer an diesem Tag eine zusätzliche Stunde Zeit für die Bearbeitung der Aufgaben.
Auch bei der Auswertung gab es zunächst einige Fehler. So erhielt Daniel zunächst eine Punktzahl von nur 79 von 300 Punkten, mit der er natürlich nach seinen 295 Punkten vom Vortag überhaupt nicht zufrieden war. Nachdem aber einige Fehler in der Auswertungssoftware und den Testfällen behoben worden waren, wurde seine Punktzahl noch auf 175 korrigiert, was akzeptabel war und vermutlich für eine Goldmedaille reichen würde. Die endgültige Punktsumme aus den ersten beiden Tagen für das deutsche Team lautete schließlich: Benjamin Dittes: 320; Alexander Hullmann: 327; Michael Siepmann: 375; Daniel Jasper: 470. Nach einer kleinen Umfrage unter den anderen Teams stand bald fest, dass Daniel voraussichtlich eine Gold- und Michael eine Silbermedaille bekommen würde. Ob Benjamin und Alexander Bronze oder Silber bekommen würden, war uns aber noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall muss gesagt werden, dass trotz der (nicht so schlimmen und später behobenen) Fehler am zweiten Tag die Organisation bei der CEOI 2001 ausgezeichnet war. Die Organisatoren hatten an praktisch alles gedacht; sogar in ein Thermalbad, das eigentlich gar nicht auf dem Programm stand sowie auf einen Strandabschnitt, an dem wir mal vorbeischauten, kamen wir umsonst hinein, nachdem wir unsere CEOI ID-Karten vorzeigten.
Aufgrund der Probleme während des Wettbewerbs und während der Auswertung wurde die Vorstellung der vom Scientific Committee ausgearbeiteten Musterlösungen auf den Abend verschoben. Am Nachmittag gab es eine Präsentation von Microsoft zum Thema .net (jeder von uns hatte auch ein .net T-Shirt bekommen). Insgesamt war die Präsentation in Ordnung, aber das Versprechen, es handle sich um technische Informationen und nicht um Marketing, wurde nur beschränkt eingehalten. Dennoch waren wir insgesamt dankbar über die Präsentation und freuen uns natürlich, dass Firmen wie Microsoft, die OTP Bank Ungarn und in geringerem Umfang auch Borland, Fujitsu-Siemens usw. sich bei Veranstaltungen wie der CEOI auch finanziell engagieren.
An diesem Tag wurde der CEOI-Tross in zwei etwa gleich große Gruppen aufgespalten. Gruppe A (in der auch das deutsche Team war) besichtigte ein sehr schönes Schloss am Plattensee, während Gruppe B ein Gestüt anschaute, wo entsprechend mutige oder fähige Teilnehmer auch selbst reiten durften. Das Schloss war wirklich sehr schön, allerdings sprach der Führer relativ schlecht Englisch und mischte laufend deutsche Brocken in seinen Vortrag ("this Bild was painted by..."). Das Schloss besaß auch eine sehr umfangreiche Bibliothek und vor allem eine offenbar weltberühmte Trophäensammlung (ausgestopfte Tiger, Kaffernbüffel, Krokodile, ...), die ich selbst etwas makaber fand.
Das Schloss am Plattensee, das wir besichtigten. | Tobias und Daniel versuchen, vor dem Schloss cool zu wirken (eigentlich wollten wir ja furchteinflößend schauen, aber das hat nicht richtig geklappt). |
Nach der Rückkehr gab es ein Treffen des Scientific Committees und der Teamleitungen, bei der die Zahl der Medaillen festgelegt wurde. Normalerweise soll die Medaillenverteilung Gold:Silber:Bronze:keine Medaille möglichst genau im Verhältnis 1:2:3:6 stehen. Gleichzeitig sollte aber darauf geachtet werden, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Medaillenarten und zwischen Medaille / keine Medaille möglichst nicht im Bereich extrem kleiner Punktzahlabstände gewählt werden. Hierzu wurden uns Diagramme vorgelegt, in der zwar keine absoluten Punktzahlen, aber die relative Größe der Punktzahldifferenzen im Grenzbereich zwischen den verschiedenen Medaillen dargestellt wurden. Glücklicherweise war die Sache überall ziemlich eindeutig, nur bei dem Übergang Bronze/keine Medaille wurde entschieden, dass gegenüber dem Vorschlag des Scientific Committees zwei weitere Bronzemedaillen vergeben werden sollten. Insgesamt wurden für die 49 Teilnehmer 4 Gold-, 8 Silber- und 13 Bronzemedaillen ausgegeben (die letzten beiden Bronzemedaillisten hatten die gleiche Punktzahl), also insgesamt 25 Medaillen, was sehr nahe an der gewünschten Verteilung liegt.
Der schönste Teil dieses Tages war aber eindeutig der Abend. Während die Teilnehmer wie üblich im Restaurant Abendessen hatten, genossen die Teamleiter einen Grillabend am Waldrand. Es gab eine wunderbare Gulaschsuppe, allerlei gegrillte Köstlichkeiten und Beilagen. Kim Schrijvers Äußerung "there was no alcohol at all", mit der er den Abend hinterher gegenüber Daniel beschrieb, dürfte sich auf jeden Fall eher auf die Rotweinbestände am Ende des Abends bezogen haben (Kim wirkte maßgeblich an deren Vernichtung mit) :-). Für die Teilnehmer war später noch ein Discobesuch vorgesehen, und als wir davon hörten, überredeten wir den Busfahrer, uns bei der Rückfahrt dort abzusetzen. Bei der Disco stiegen dann ungefähr 8 Teamleiter aus, und etwa eine halbe Stunde später trafen die anderen ein. Anfangs hatten wir keinen so guten Eindruck von der Disco, denn die Musik war ziemlich schlecht und die Bässe so enorm übersteuert, dass einem vor lauter Ganzkörpermassage richtig schlecht wurde. Später wurde dann aber sowohl die Aussteuerung als auch die Musik deutlich besser, und der Discoabend wurde richtig schön. Zwischen 1:30 und 3:30 machten sich dann alle auf den Heimweg, wobei einige sich entschlossen, das Frühstück um 7 Uhr und womöglich auch den anstehenden Ausflug ausfallen zu lassen.
An diesem Tag war eigentlich nochmal der gleiche Ausflug wie am Vortag vorgesehen, allerdings mit vertauschten Gruppen. Michael, Alexander und Daniel (wahrscheinlich wegen Elina :-)) standen auch trotz der späten Heimkehr und dem immer größer werdenden Schlafdefizit um 6:30 auf und waren pünktlich beim Frühstück und bei der Abfahrt. Das Gestüt war wohl auch ganz interessant, allerdings gab es zwischendurch wohl längere Pausen. Vor allem aber war, als die Rückfahrt anstand, plötzlich der Bus kaputt, und die ganze Gruppe musste auf einen Ersatzbus warten.
Herr Pohl, Kim, Peter, Benjamin und ich hatten uns allerdings am Vortag entschieden, dass wir ein derartig frühes Aufstehen wohl nicht mehr überleben würden. Daher schliefen wir bis 10 Uhr durch und machten uns dann um 10:30 zum Thermalbad von Zalaegerszeg auf. Nach Vorzeigen unserer ID-Karten kamen wir dort sogar kostenlos hinein (tolle Organisation!) und genossen dort ungefähr 2-3 Stunden Aufenthalt. Anschließend gingen wir noch zu einem abgegrenzten Strandabschnitt, bei dem man normalerweise Eintritt zahlen muss - aber auch dort kamen wir kostenlos rein! Ganz begeistert stärkten wir uns dort mit etwas Essen und machten uns gegen 16:30 Uhr wieder auf den Heimweg. Ich brachte endlich meine Postkarten zur Post (nachdem ich schon 100 Leute genervt hatte, weil niemand wusste, wie viel Porto ich draufkleben musste :-)) und Herr Pohl schaute kurz nach seinen eMails. Da um 18 Uhr die Siegerehrung beginnen sollte und wir daher um 17:30 fertig eingekleidet vor dem Hotel stehen sollten, gingen wir anschließend zügig zum Hotel und machten uns bereit. Aufgrund der enormen Hitze (obwohl ich nur ein Hemd trug, hatte es nach wenigen Minuten Schweißflecken am Rücken) entschieden sich die meisten, ihr Jackett nur über den Arm geworfen zu tragen :-)
Die Siegerehrung und Closing Ceremony war ein sehr festlicher und wunderschöner Akt. Es gab sehr gute musikalische Darbietungen, eine Rekapitulation der CEOI und natürlich die Medaillenvergabe. Deutschland errang vier Medaillen: Benjamin und Alexander Bronze, Michael Silber und Daniel Gold auf einem ausgezeichneten dritten Platz (der Abstand zum Zweitplazierten war sogar ziemlich klein, der Erstplazierte dagegen hatte eine völlig uneinholbare Punktzahl vorgelegt). Alexander hatte etwas Pech, denn er errang die oberste Bronzemedaille und verpasste somit nur knapp Silber. Nach einem ausgedehnten Buffet und zahlreichen Photos vieler Leute mit und ohne Medaillen machten wir uns gegen 22:30 auf den Weg zurück zum Hotel. Dort zogen wir wieder kurze Hosen und T-Shirts an und feierten den Abend noch im Park. Kim organisierte kurzerhand eine Sekt- und Süßigkeiten-Party vor dem Hotel (natürlich steuerte jeder alles Material bei, das er hatte) und organisierte wie immer die Spiele, in diesem Fall "knot". Dabei stellten sich alle zu einem großen Knäuel zusammen, jeder ergriff in der Mitte mit jeder Hand jeweils eine zufällige andere Hand, und dann musste der Knoten entwirrt werden, ohne dass eine Hand losgelassen wurde.
Siegerehrung: Silbermedaillengewinner (Michael ist der 4. von rechts). | Siegerehrung: Goldmedaillengewinner (Daniel ist der 2. von links). |
Nachdem es immer später wurde und manche (Geeks vertragen wenig Alkohol) schon etwas lauter wurden, verzogen wir uns in die Mitte des Parks, um noch etwas ungestörter das Spiel "Mafia" zu spielen. Einige wagten sich aber zu nahe an einen Wohnblock (um genau zu sein: direkt davor), was ihnen wütende Proteste der aufgeweckten Bewohner sowie einen Eimer Wasser eintrug, der plötzlich von oben auf die Ruhestörer heruntergeschüttet wurde ;-)
Schweren Herzens begaben wir uns schließlich zu Bett, da wir am nächsten Morgen früh abreisen mussten.
Leider blieb nun nur noch ein Tag übrig, und zwar der unangenehmste von allen: der Abreisetag. Wirklich schweren Herzens mussten wir uns von all den netten Leuten, die wir bei der Olympiade wiedergesehen und neu kennengelernt hatten, verabschieden. Der Abschied von den Guides und einigen Teams fand schon am Bahnhof in Zalaegerszeg statt, manche sahen wir zuletzt am Bahnhof von Budapest oder sogar nochmal kurz am Flughafen (Holland und Italien). Allerdings wurden fleißig eMail-Adressen getauscht, und es gab auch eine Adressliste aller Teilnehmer. Ich selbst habe auch schon erste eMails gewechselt und habe auch noch Kontakt zu Leuten von früheren Olympiaden.
Guide der Holländer mit stylischem BWInf-Hut. | Time to say goodbye :-( |
Eljakim Schrijvers (holländischer team leader) im Zug. | Elina im Zug |
Um 8:30 fuhr unser Bus am Hotel ab, um 8:55 verließ unser Intercity den Bahnhof von Zalaegerszeg und kam kurz nach 13 Uhr in Budapest an. Dort liefen wir zunächst zum Büro der John von Neumann Computer Society, wo wir für eine Stunde unser Gepäck deponierten. Direkt benachbart gingen wir dann noch eine Pizza essen. Das Lokal machte einen ganz guten Eindruck und war auch recht billig (6 Mark pro Pizza), allerdings wurde das ganze durch ein paar kleinere Mäkel leicht getrübt. Nachdem die Eistees ein bisschen zu klein waren und Herrn Pohls Kreditkarte wegen eines kaputten Geräts nicht akzeptiert wurde, mussten wir auch noch 6 Mark für die Bedienung (quasi Zwangstrinkgeld) zahlen, was nirgends stand und uns niemand gesagt hatte. Aber da die Pizzeria ansonsten extrem billig war und wir noch dazu sehr hungrig waren, genossen wir unsere Pizzen und wurden dann per Minibus zum Flughafen gefahren. Nach 1 Stunde Aufenthalt stiegen wir in unser Flugzeug (Flug MA 522), welches um 17:15 pünktlich in Richtung Frankfurt startete. Dort waren wir um 19:05, und zwischen 23 und 1 Uhr kamen wir schließlich wieder zu Hause an.
Budapest, in der Nähe des Büros der John v. Neumann Gesellschaft. | In der Pizzeria schräg gegenüber des Büros der John v. Neumann Gesellschaft. |
Dieser Bericht wurde am 21./22. August 2001 von Tobias Thierer (Kontakt) erstellt.
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